Fliegen: irgendwie wie Bus fahren, nur schlechter?
Seit geraumer Zeit wundere ich mich (vorsichtig formuliert) über die Politik der großen Airlines – nämlich, ihr Produkt immer beliebiger zu machen, Kern-Markenwerte zu opfern und nur noch auf vermeintliche „Billigangebote“ zu setzen. Es wird zwar von „Premium“ geredet, gern von Herrn Spohr von der Lufthansa, aber als Fluggast ist davon wenig bis nichts zu spüren. Ähnlich ist es bei der latent bankrotten Air Berlin – bei der, wenn man sich in Vielflieger-Foren umschaut – längst nicht mehr viel übrig zu sein scheint. Ausgeführt werden Flüge schon seit geraumer Zeit nicht mehr so, wie man es sich als Kunde wünscht. Was man bekommt, ist Glückssache. Austrian Airlines nach Kiew gebucht, um mit einer westlichen Airline zu fliegen? Es fliegt tatsächlich eine uralte Maschine von Ukrainian International – die man eigentlich vermeiden wollte. Knappe Antwort von Austrian: Ist halt Code Share, sie seien nur der Ticket Agent. Wenn man Lufthansa buchen will geht das in Europa kaum noch – nur noch ab München und Frankfurt. Ansonsten fliegt man mit Eurowings. Operated by Air Berlin. Oder Alitalia. Oder irgend einem Namen, den man noch nie gehört hat. Spätestens hier ist Schluss mit Premium und da wird auch auf Kosten der Kunden getrickst. Klar, ist ja keine Lufthansa die Eurowings – und daher auch nicht Mitglied der Star Alliance. Vielflieger der Star-Alliance gucken daher auf Eurowings-Strecken in die Röhre, es sei denn, sie wechseln zum Lufthansa-Programm Miles & More. Das ist Knebel-Poltik der Lufthansa und es ist mir bisher verborgen geblieben, wie das zum Vorteil des Kunden sein soll.
Heute finde ich einen Artikel bei der Süddeutschen – Auslöser dieses Posts – in dem unter anderem Sinniert wird, ob fliegen vielleicht zu billig geworden ist. Den Beitrag findest Du hier. Meine Antwort ist nein, denn billig sind Lufthansa und Co. sicher nicht – und auch bei den sogenannten Billigfliegern zahlt jemand die Zeche, und zwar der Steuerzahler indirekt über subventionierte Flughäfen und die Mitarbeiter durch Versklavung. Ich empfehle die Reportage „Profit auf kosten aller“ aus der ARD.
Fazit: Selbst wenn ich will, kann ich kaum noch ein klassisches Produkt, also einen qualitativ hochwertigen Linienflug, buchen. Dabei wäre mir das Tam Tam an Bord völlig egal – das Holz-Brot bei der Lufthansa (schon berühmt berüchtigt) kann man ohnehin nicht essen. Pünktlichkeit, Freundlichkeit und ein wenig Platz für die Beine wären mir völlig ausreichend. Bietet faktisch keiner mehr. Warum aber soll ich dann „Premium“ buchen, wenn ich ohnehin nur „billig“ bekomme? Eurowings wirbt mit der „Neuen Wahlfreiheit“ – gemeint ist freilich etwas anderes, aber ich interpretiere das so: die beste Verbindung (also Abflug- und Ankunftszeit und Gesamtreisezeit als Faktor) und der Preis sind die verbliebenen Messgrößen für die Reisebuchung. Alles andere ist egal.
Mein Vorschlag für Kurzstrecken an die klassischen Airlines: Komfort an Bord bieten (also Sitzabstand, Polster!) und kundenorientierte Bonussysteme (also nicht so ein Murx, wo ein Prämien-Ticket mehr kostet an Steuern und Gebühren als ein reguläres Ticket). Das gewürzt mit hochwertigem Catering zum selber kaufen am Gate, und zwar zu fairen Preisen. Dann kann man sich mit an Bord nehmen, was man möchte. Ich wäre dafür zu haben.
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